
Die Geschichte der Flößerei im Vogtland
In den vogtländischen Wäldern zapfte man früher Harz, aus dem das damals vielbegehrte Pech gesiedet wurde. Der Abtransport des Holzes war zu umständlich und beschwerlich.
Im Jahre 1533 erwarb der Kurfürst Johann Friedrich der Großzügige die Schönecker Wälder und die Kottenheide. Kurfürst August I. von Sachsen brachte 1563 – 1582 die Wälder derer von Planitz und die Ellefelder Wälder in seinen Besitz.
Zur besseren Vermarktung des Holzes begann man 1579 mit dem Bau von Floßgräben (Oberer Floßgraben) und dieser wurde 1632 mit der Anlegung des Kielfloßgrabens weitgehend beendet.
Der untere Floßgraben, heute zum technischen Denkmal erklärt, hatte eine Gesamtlänge von 850 Schnur, das entspricht ca. 7,15 km. Sein Damm mit einem Weg ist in voller Länge erhalten. Wasser führt der Graben aber nur noch vom Ausgleichsbecken der Muldenberger Talsperre bis zum ehemaligen Sägewerk Leonhardt in Hammerbrücke. Vermessung und Bau des Grabens muß auch heute noch als Meisterleistung angesehen werden, da das Gefälle auf der gesamten Strecke nur sechs Meter beträgt.
Nach alten Dokumenten wurden von 1633 bis 1635 jährlich 2000 Klafter Kurz- bzw. Scheitholz mit einem Gewinn von 6000 Gulden in das Elster- und Saaletal geflößt. Hauptabnehmer des Brennholzes waren Salinen (Anlagen zur Salzgewinnung) und zahlreiche Städte wie Zeitz, Pegau, Leipzig und vor allem Halle, zu denen ständige Lieferkontakte bestanden.
Die Flößerei erfolgte hauptsächlich im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze die Gräben mit genügend Wasser füllte. Das Holz wurde während des Jahres geschlagen, zum Floßgraben geschleppt, geschnitten, gespalten und aufgeschichtet.Im Frühjahr warf man dann die Hölzer ins Wasser und Floßknechte bugsierten sie durch die Windungen des Grabens. Reichte das Wasser nicht aus, wurden die Floßteiche geöffnet. Floßmeister und Floßaufseher überwachten streng die Arbeit. Die straff organisierte Flößerei auf den hiesigen Gräben wurde über 280 Jahre lang äußerst gewinnbringend für die sächsischen Kurfürsten betrieben, während die harte Arbeit der Muldenberger Flößer (z.T. Frondienst) nur spärlich belohnt blieb.
Im Jahr 1991 wurde auf Beschluß des Gemeinderates von Muldenberg ein Teilstück des unteren Floßgrabens wieder floßbar gemacht, um an die schwere Arbeit unserer Vorfahren zu erinnern.

Allgemeines zum Verein
Der Vogtländische Flößerverein Muldenberg e.V. beschäftigt sich seit Jahren mit der Brauchtumspflege der Scheitholzflößerei im Vogtland. Er zeigt, wie die Altvorderen vor 300 Jahren Brennholz nach Leipzig und Halle geflößt haben.
Damit sind die Muldenberger Flößer der einzige Flößerverein Deutschlands, der die Kurz- und Scheitholzflößerei noch vorführt.
Jährlich zwei Mal fand das beliebte Spektakel auf dem Floßplatz in Muldenberg statt. Ab 2008 starteten wir erstmals mit einem FLÖSSERFEST vom Himmelfahrtstag an bis einschließlich Samstag. Weitere Informationen zum Ablauf des Flößerfestes erhalten Sie unter unserem Link „News“.
Unsere Schauflößveranstaltungen werden umrahmt mit einem zünftigen Handwerkermarkt, musikalischer Unterhaltung und Festzeltbetrieb auf dem Floßplatz.
Die Flößer von Muldenberg haben die in Vergessenheit geratene Brennholzflößerei wiederbelebt. Schweißtreibende Knochenarbeit, ausgeklügelte Logistik und ein unvergleichliches Grabensystem über Berg und Tal. Eine nostalgische Filmreise in die malerischen Bergwälder des Vogtlandes und in eine Technik, mit der Sachsens Kurfürsten mehr Geld verdient haben als mit dem Silberbergbau.
Das 30-minütige Video unseres Vereins kann im Hotel „Flößerstube“ erworben werden.
In den Räumlichkeiten des Hotels „Flößerstube“, im Flößerhaus als auch auf dem Aussengelände sind verschiedene Dinge zur historischen Flößerei als ständige Ausstellung mit Museumscharakter zu sehen.
Der Vogtländische Flößerverein Muldenberg e.V.
In Vorbereitung der 400 – Jahrfeier in Muldenbergs wurde sich intensiv mit der Entstehungsgeschichte des Ortes beschäftigt. Da die ersten Ansiedler Flößer waren, wurde von Bernd Kramer (Wirt der Flößerstube) der Vorschlag aufgegriffen, den Gästen auf einem bereits sanierten Teil des ursprünglichen Floßgrabens, ein Schauflößen vorzuführen.
Trotz kritischer Meinungen wurde 1992, mit Hilfe einiger weniger Mitstreiter, ein Flößen vorbereitet und durchgeführt. Diese Veranstaltung war ein großer Erfolg, was der begeisterte Beifall der Besucher bekundete. Durch diesen Zuspruch entstand der Wunsch, das Scheitholzflößen öfter durchzuführen und einem breiten Publikum vorzustellen.
Im November 1993 kam es durch 14 Bürger, die diese Idee begeisterte, zur Gründung des „Vogtländischen Flößervereins Muldenberg e.V.“, dessen Vorsitzender Bernd Kramer wurde.
Inzwischen hat sich die Zahl der Mitglieder auf 40 erhöht, die aus Muldenberg, Tannenbergsthal, Jägersgrün, Kottenheide, Auerbach, Schöneck, Plauen, Leipzig, Chemnitz und anderen Orten der näheren und weiteren Umgebung kommen. Neue Mitglieder sind jederzeit willkommen!
Zurückblickend stellte die Gründung des Vereins die Mitglieder vor keine leichte Aufgabe. Er war der erste Verein in Sachsen, der sich mit der Flößerei beschäftigte und es galt, das vorhandene Floßgrabensystem, historische Hintergründe sowie die Lebensweise der damaligen Menschen zu erforschen und bekannt zu machen.
Durch seine vielen Aktivitäten wurde der Verein weit über das Vogtland hinaus bekannt. Dank der Unterstützung seitens des Landkreises und des Kulturraumes Vogtland sowie auch der Kommune und dem Amt für Ländliche Entwicklung in Oberlungwitz konnte ein gelungenes Umfeld in Form eines Floßplatzes mit Blockhütten geschaffen werden. Damit ist es uns auch weiterhin möglich, die Arbeit des Vereines fortzuführen und die Tradition der Kurz- und Scheitholzflößerei einem breiten Publikum vorzuführen. Schon in den Jahren 1994 und 1995 zeigten bei je fünf Veranstaltungen etwa 18000 Besucher großes Interesse an der Vorführung der alten Traditionen.
Mit Hilfe einer AB-Maßnahme wurde eine Chronik über die Saale-, Weiße Elster- und Zwickauer Muldenflöße mit der Besonderheit der Kurz- bzw. Scheitholzflößerei auf Kunstgräben in und um Muldenberg erarbeitet. Diese Chronik wurde 1997 fertiggestellt und anlässlich des 10. Deutschen Flößertages veröffentlicht. Sie ist beim Verein bzw. im Hotel-Gasthof „Flößerstube Muldenberg“ erhältlich.
Höhepunkte des Vereinslebens sind alljährliche Wandertage, eine Weihnachtsfeier sowie gemütliche Stunden am Lagerfeuer. Die Kinder der Flößer unterstützen uns tatkräftig. Die Muldenberger Flößer waren sowohl bei deutschen Flößertreffen, zum Beispiel in Kronach (Oberfranken) und Gernsbach (Schwarzwald) sowie 2005 in Finowfurt, als auch bei internationalen Flößertreffen, wie beispielsweise in Kanada und Norwegen und 2004 in Spanien, vertreten. Durch Erfahrungsaustausch und Vorstellung des Floßgrabensystems der vogtländischen Region wurde großes Interesse geweckt, so dass sich im Mai 1997 alle Flößervereine Deutschlands zum „10. Deutschen Flößertag“ in Muldenberg trafen.

Das Schauflößen in Muldenberg
Der „Vogtländische Flößerverein Muldenberg e.V.“ hat es sich zur Aufgabe gestellt, verschiedene Tätigkeiten der historischen Flößerei eindrucksvoll zu demonstrieren.
Um dieses Vorhaben realisieren zu können, ist es notwendig, das vorhandene Floßgrabensystem instandzuhalten.
Zu diesem Zweck finden mehrmals jährlich Arbeitseinsätze statt, bei denen von den Vereinsmitgliedern zum Beispiel der Rechen (zum Auffangen des Holzes am Landeplatz) repariert oder der Floßgraben gesäubert wird. Auch werden die Vorbereitungen für das Schauflößen, wie die Erneuerung der benötigten Holzstapel oder die Organisation des Rahmenprogrammes, bei Arbeitseinsätzen und Mitgliederversammlungen getroffen.
Zu den jeweiligen Schauflößveranstaltungen im Rahmen des jährlichen Flößerfestes können die Besucher den Floßknechten bei ihrer harten Arbeit zusehen.
Eintritt: 3,00 Euro pro Person
Am Floßplatz wird den Gästen das Entrinden, Schneiden, Spalten und Stapeln des Holzes, zum Teil mit historischen Geräten wie z.B. einer Schrotsäge, gezeigt. Außerdem werden einige geschichtliche Gegebenheiten vom Vereinsvorsitzenden Bernd Kramer erläutert.
Nach dem Einwerfen des Scheitholzes in den Floßgraben ist es möglich, die Flößer auf ihrem Weg über den unteren Floßgraben bis hin zum Holzlandeplatz zu begleiten.
Dabei kann man unter anderem beobachten, wie die Flößer den Graben mit einem Flößersprung überqueren. Mutige können diesen auch selbst einmal ausprobieren und erhalten dafür ein „Flößerdiplom“.
Am Holzlandeplatz wird gezeigt, wie man vor ca. 100 Jahren das nasse Holz aus dem Wasser zog, um es zu trocknen und so auf den Weitertransport auf dem Floßgraben vorzubereiten.
Beim Schauflößen ist jedoch nicht nur die Tradition der Flößer zu bestaunen, sondern es findet auch ein Handwerkermarkt statt. Im Festzelt auf dem Floßplatz sorgen die Flößer bestens für Ihr leibliches Wohl. Eine besondere Spezialität ist dabei der selbstgebackene Kuchen der Flößerfrauen. Ausserdem kann man auch unseren deftigen Flößergulasch am offenen Feuer genießen. Auch Deftiges vom Grill halten wir für Sie bereit.
Wir wünschen allen unseren Gästen ein nachhaltiges Erlebnis beim Schauflößen inmitten unserer reizvollen vogtländischen Waldheimat.